Et in terra pax
Et in terra pax
Das christliche Weihnachtsfest, das "volkstümlichste" unter den kirchlichen
Hochfesten, bot den Musikern schon immer einen willkommenen Anlass zur
feierlichen Ausgestaltung des liturgischen Geschehens.
So findet man bereits im 11. und 12. Jahrhundert Texte zur
Weihnachtsliturgie in großer Zahl mehrstimmig gesetzt, und die ersten
Meisterwerke der abendländischen Musikgeschichte, die beiden vierstimmigen
Organa des Pariser Magisters Perotin, entstammen der Weihnachtsliturgie. Daneben
entstanden vom 12. bis 15. Jahrhundert zahlreiche Beispiele weihnachtlicher
Gebrauchsmusik, Vertonungen von liturgischen Texten, aber auch von
Neugedichtetem für Feiern und Andachten im klösterlichen Bereich. Und so umfasst
unser zweiter Programmteil eine Reihe von Weihnachtsstücken des 14./15.
Jahrhunderts, Lieder voll Freude über die Geburt des Herrn, aber auch
Preislieder auf "Maria parens", die Gottesmutter Maria.
Untrennbar mit Weihnachten verbunden ist der Advent, die Zeit der Erwartung und
der Hoffnung auf die Ankunft des Erlösers. "Mitten im Leben sind wir vom Tod
umfangen" - ein textlich-musikalischer Widerhall der menschlichen Befindlichkeit
vor Gottes Ankunft - steht daher als Überschrift über unserem ersten
Programmteil mit Gesängen aus der Adventszeit. Ein Lied an Maria hat auch hier
seinen Platz, an Maria als "Stella maris" und Fürsprecherin vor Gott.
So ergibt sich ein facettenreiches und faszinierendes Bild geistlicher
Musikpflege in den Klöstern des Spätmittelalters. Tiefes Gottvertrauen,
feierliche Andacht und fromme Fröhlichkeit klingen aus dieser Musik in unsere
Zeit herüber.
Heinz Schwamm