Planctus Mariae

Planctus Mariae
Spätmittelalterliche Musik der Karwoche


Schmerz und Trauer der Gottesmutter Maria unter dem Kreuz ihres Sohnes finden ihren Ausdruck in zahlreichen mittelalterlichen "Marienklagen" ("Planctus Mariae"). Diese Marienklagen erklangen meist - oft eingebettet in eines der großen Passionsspiele - in der Karwoche.

Dabei ist die Intention, durch eine expressive Darstellung der Trauer Mariens beim Anblick ihres gemarterten Sohnes im Gläubigen das Mitleiden mit Maria, die "Compassio Mariae" zu wecken und damit einen persönlichen Bezug auch zur Passion Christi herzustellen. Ähnlich wie bei zahlreichen spätmittelalterlichen Kreuzigungsdarstellungen, deren Entstehung in engem Zusammenhang mit den Passionsspielen zu sehen ist, tritt dabei das realistisch nachempfundene Leiden des Menschen Jesus und seiner Mutter in den Vordergrund gegenüber einer distanzierten theologischen Betrachtung der Passion als Weg zur Auferstehung und damit zur Erlösung der Menschheit. Es handelt sich vielmehr um Momentaufnahmen einer zutiefst getroffenen Mutter beim Tod ihres Sohnes.

Heinz Schwamm