Carmina burana

Man stelle sich vor:

Am Anfang des 13. Jahrhunderts, also vor nunmehr beinahe 800 Jahren lebt in Südtirol unter der hohen Geistlichkeit ein literaturbegeisterter Abt oder Bischof, dem es nicht genügt, was er ab und an von durchreisenden Spielleuten an Liedern zu hören bekommt und der daher den Auftrag gibt, systematisch alles an lateinischen und mittelhochdeutschen Gedichten zu sammeln.

Im Laufe mehrerer Jahre entsteht so eine von 6 Schreibern geschriebene Pergamenthandschrift mit ca. 200 Gedichten oder besser Liedern aus ganz Europa, die damals zum Teil bereits 100 Jahre alt, zum Teil neueste zeitgenössische Dichtung sind.

Liebeslieder, moralisch-satirische Dichtungen und Trink- und Spielerlieder sind in dieser Sammlung enthalten und von den Schreibern nach diesen Themen geordnet.

In einem Konzert freilich vor dem Auftraggeber, unserem kunstverständigen und lebenslustigen Prälaten und seinen literarisch gebildeten Freunden wird wohl von allem etwas erklungen sein, “variatio” - Abwechslung - damals wie heute ein Kriterium für die Programmzusammenstellung.

Und vielleicht sang der Sänger nach einer einleitenden Schalmeienfanfare und einem kleinen Studentenliedchen von seiner Liebe im Frühling . . .

Heinz Schwamm